Blaulichtreport Lausitz
Von Ch. Lohse

Waldbrand Gohrischheide

11. Juli 2025 · Kategorie: Feuerwehr, Polizei, THW

Anfang Juli 2025 entwickelte sich in Sachsen und Südbrandenburg eine kritische Waldbrandsituation. Bereits am 1. Juli begünstigten hohe Temperaturen, lang anhaltende Trockenheit und Wind zahlreiche Waldbrände in der Region. Besonders dramatisch wurde es zuerst in Babben bei Sonnewalde im Landkreis Elbe-Elster, Brandenburg, wo mittags ein Waldbrand in trockenem Kiefernwald ausbrach und sich rasch ausbreitete. Die Feuerwehr rief schnell eine Großschadenslage aus, evakuierte den nahen Ort Kleinbahren und brachte den Brand bis zum Abend unter Kontrolle. Insgesamt verbrannten 22 Hektar Waldfläche.

Zeitgleich entstand im Landkreis Meißen, Sachsen, ein weiteres Feuer, diesmal in der Gohrischheide nahe Zeithain, einem Gebiet mit historisch starker militärischer Nutzung und entsprechend hoher Munitionsbelastung im Boden. Bereits im Vorjahr hatte hier der größte Waldbrand Sachsens seit 30 Jahren schwere Schäden verursacht.

Am Nachmittag des 1. Juli wurde aufgrund der Brandausbreitung die Bahnstrecke zwischen Riesa und Falkenberg vorsorglich gesperrt. Einsatzkräfte versuchten durch Schneisen und künstliche Bewässerung mittels Kreisregnern eine Ausbreitung des Feuers einzudämmen. Das Löschen vor Ort wurde durch Explosionsgefahr erschwert, sodass die Feuerwehr stets mindestens 1.000 Meter Sicherheitsabstand halten musste.

Am 2. Juli verschärfte sich die Lage dramatisch. Mittags breitete sich das Feuer nach Brandenburg aus,
angetrieben durch zunehmend starken Wind. Gegen 17 Uhr rief der Landkreis Meißen offiziell die
Großschadenslage aus, sodass die Einsatzleitung auf Kreisbrandmeister Thomas Fischer überging.
Ausschlaggebend hierfür war unter anderem die Entstehung zweier getrennter Brandherde, die sich
rasch ausbreiteten. Die Ausrufung ermöglichte zusätzlich die Alarmierung weiterer Einsatzkräfte aus
größerer Entfernung.

Noch am selben Abend näherte sich das Feuer dem Wülknitzer Ortsteil Heidehäuser, einer Siedlung mit
rund 80 Einwohnern sowie einem Wohnheim für Menschen mit Behinderung, welches vorsorglich
evakuiert wurde. Insgesamt wurden rund 100 Menschen evakuiert, davon 45 Bewohner des
Wohnheims, einige mit schweren körperlichen Einschränkungen. Zwei Einsatzkräfte der
brandenburgischen Feuerwehr wurden schwer verletzt.

Landwirte halfen am Abend des 2. Juli und in der Nacht zum 3. Juli mit, indem sie Felder in Waldnähe
abernteten oder umpflügten, um natürliche Brandschneisen zu schaffen. Trotz aller Maßnahmen
eskalierte die Situation in der Nacht weiter. In Lichtensee wurden die Bewohner aufgrund extremer
Gefahr durch Rauchentwicklung evakuiert. Die nahegelegene Biogasanlage geriet vorübergehend in
akute Gefahr, konnte jedoch durch massiven Einsatz von Löschfahrzeugen geschützt werden.

Am Morgen des 3. Juli hatten sich die Flammen bereits großflächig ausgedehnt. Rauch zog bis Dresden,
in die Sächsische Schweiz und sogar bis in die Oberlausitz. Neudorf am südlichen Rand der
Gohrischheide wurde gegen 11 Uhr evakuiert, und der Landkreis Meißen löste Katastrophenalarm für
Zeithain, Wülknitz und Gröditz aus. Mittlerweile kämpften über 500 Einsatzkräfte aus verschiedenen
Regionen gegen die Flammen, unterstützt von einem Erkundungshubschrauber.

Am Nachmittag des 3. Juli beruhigte sich die Situation auf brandenburgischer Seite etwas. Doch in
Sachsen blieb die Lage kritisch, auch weil der Einsatz sächsischer Löschhubschrauber wegen der
Munition im Boden zunächst nicht möglich war. Stattdessen unterstützte ein Löschhubschrauber der
Bundespolizei die Löscharbeiten in nicht belasteten Bereichen. Spezialfahrzeuge aus Brandenburg, die
ferngesteuert und gepanzert waren, unterstützten vor Ort, um die Gefährdung der Einsatzkräfte durch
Explosionen zu minimieren.

Am späten Nachmittag wurde die Evakuierung von Neudorf wieder aufgehoben. Zusätzliche Kräfte aus
dem Landkreis Leipzig trafen ein, um bei den Löscharbeiten zu helfen. In der Nacht zum 4. Juli sicherte
schließlich auch die Bundeswehrfeuerwehr ein Materiallager am Rand der Gohrischheide, während
zwei Wasserwerfer der Polizei weiterhin im Einsatz waren.

Die Biogasanlage in Lichtensee, zwischenzeitlich erneut bedroht, konnte gesichert werden. Die
Flammen kamen bis auf wenige Meter heran, jedoch verhinderte ein günstiger Windwechsel und
intensiver Einsatz der Feuerwehr Schlimmeres.Historisch betrachtet ist die Gohrischheide durch ihre jahrzehntelange militärische Nutzung stark
munitionsbelastet, was die Löscharbeiten erheblich erschwert. Diese Belastung reicht von der Kaiserzeit
über zwei Weltkriege bis zur Nutzung durch die Rote Armee und später die Bundeswehr.

 

In der Nacht zum 4. Juli beendete zunächst ein Löschhubschrauber der Bundespolizei seinen Einsatz
kurz vor Mitternacht. Obwohl die Temperaturen nachts sanken und Windstille herrschte, bestand keine
Entwarnung. Sobald die Sonne aufging und der Wind auffrischte, drohte erneut eine rasche
Brandausbreitung. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 360 Einsatzkräfte vor Ort.

Zur Brandbekämpfung wurde zusätzlich zu Hubschraubern ab Freitagmorgen der Einsatz von zwei
Wasserwerfern der Polizei geplant, um Löschmaßnahmen aus sicherer Distanz von Straßen aus
durchführen zu können. Wasser bezogen die Einsatzkräfte aus umliegenden Kiesgruben wie Nieska und
Zeithain sowie aus mehreren Zisternen mit ausreichenden Vorräten.

Auch das Technische Hilfswerk (THW) war bereits seit Dienstag, dem 2. Juli, mit rund 200
Ehrenamtlichen im Einsatz und unterstützte insbesondere bei der Wasserversorgung, Verpflegung und
Logistik. Am Nachmittag des 4. Juli wurde die Koordination der Hubschrauber von der bedrohten
Zeithainer Bundeswehrkaserne zum Flugplatz Großenhain verlagert. Gleichzeitig erschwerte
Funkenflug die Löscharbeiten erheblich. Am Abend erreichte das Feuer beinahe die Verbindungsstraße
Heidehäuser-Nieska, was zur Evakuierung des Zeithainer Ortsteils Jacobsthal Bahnhof führte.

Am 5. Juli blieb die Lage kritisch. Insbesondere im Bereich Heidehäuser, Jacobsthal und an der
Bundeswehrkaserne Zeithain wurden Schutzmaßnahmen intensiviert, um Wohnanlagen und
militärische Einrichtungen vor den Flammen zu schützen. Insgesamt waren etwa 600 Einsatzkräfte im
Gebiet aktiv. Hubschrauber der Bundespolizei warfen allein an diesem Tag rund 144.000 Liter Wasser
auf die Brandherde ab. Der Rauch breitete sich bis nach Berlin aus, und weitere Kräfte, darunter auch
aus Sachsen-Anhalt, wurden angefordert.

Am 6. Juli verschärfte sich die Lage erneut, als die Flammen über die Bahnlinie übersprangen und
mehrere kritische Stellen, unter anderem den Sprengplatz in Jacobsthal und die Kiesgrube bei Nieska,
bedrohten. Die Bundeswehr setzte Räumpanzer ein, um Schneisen zur Eindämmung zu schaffen. Die
betroffene Fläche wuchs auf geschätzte 2.100 Hektar. Das THW unterstützte nun gezielt Jacobsthal mit
leistungsstarken Pumpen zur Wasserförderung.

Bis zum 7. Juli waren rund 665 Einsatzkräfte im Einsatz, wobei sich die Situation über Nacht stabilisierte,
jedoch weiterhin kritisch blieb. Mit einer Gesamtfläche von rund 2.100 Hektar war bereits zu diesem
Zeitpunkt eine außergewöhnlich große Fläche verbrannt.

Am 8. Juli entspannte sich die Situation deutlich durch einsetzenden Regen und sinkende
Temperaturen, weshalb die Einsatzkräftezahl auf etwa 300 reduziert wurde. Die Evakuierung von
Heidehäuser wurde aufgehoben, und es fanden erste Aufräumarbeiten statt. Gleichzeitig nahm die
Polizei umfassende Ermittlungen zur Brandursache auf.


Am Ende betrug die geschätzte verbrannte Fläche etwa 2.400 Hektar, was mehr als vier Fünftel der
gesamten Gohrischheide ausmacht. Der Einsatz in der Gohrischheide gilt als einer der größten
Waldbrände in Deutschland seit Jahren.

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